Yanacona

Yanacona oder Yanakuna (von Quechua yana für „schwarz“ und dem pluralbildenden Suffix -kuna) bezeichnete bei den Inka eine soziale Klasse von Sklaven bzw. Leibeigenen, die im Unterschied zu gewöhnlichen Untertanen (hatunrunas) keiner Familiensippe (ayllu) angehörten. In den karibischen Indianer-Gesellschaften (z. B. auf Kuba) wurden solche Leibeigenen naboria genannt.

Yanacona waren ursprünglich von Tribut und Zwangsarbeit (Mita) befreit. Sie waren sozial mobiler als ayllu-Angehörige, jedoch zu Lasten ihrer sozialen Stabilität. Sie waren in verschiedenen Gesellschaftsschichten tätig, z. B. als Hirten, Handwerker, Tempeldiener oder als Administratoren des Inka-Adels.

Im Zuge der Conquista wurde ihr sklavenähnlicher Status aufgehoben, viele Yanacona traten in die Dienste spanischer Kolonialherren. Zu Beginn der spanischen Silberexploitation in Potosí Mitte des 16. Jahrhunderts waren Yanacona die ersten Minenarbeiter.

In der späteren Kolonialzeit bezog sich die Bezeichnung auf Indianer, die auf Hazienden arbeiteten (yanacona de hacienda), sowie auf Lohnarbeiter in den Städten: Bedienstete staatlicher und kirchlicher Institutionen (yanacona del Rey) und „freie“ Yanacona (yanacona libres), zu denen hauptsächlich Handwerker zählten. Viele Yanacona waren aus ihren Dörfern vor Mita und Tribut geflohen. Sie nahmen dabei oft einen neuen spanischen Namen an und verbargen ihre Herkunft.

In Kolumbien leben indigene Gruppen, die sich als Yanacona bezeichnen. Sie gelten als Nachfahren der Quechua, welche die Spanier auf ihrem Weg von Nordperu über Ecuador nach Kolumbien begleiteten. Es wird angenommen, dass diese ursprünglich eine Variante des Otavalo-Quichua gesprochen haben.

Literatur

  • Volkmar Blum: Hybridisierung von unten. LIT Verlag Münster, 2001, ISBN 9783825852313, S. 49ff eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  • James Lockhart: Letters and People of the Spanish Indies. Cambridge University Press, 1976, ISBN 9780521099905 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  • Manuel Burga: Historia de América Andina. Libresa, 1999, ISBN 9789978805220 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  • Labouring to Choose, Choosing to Labour: Coercion and Choice in the Potosi Mita – Smith – Past Imperfect. In: library.ualberta.ca. Abgerufen am 29. Dezember 2014. 
  • S. 19, 241, 246.
  • Joaquín Francisco Pacheco: Colección de documentos inéditos, relativos al descubrimiento, conquista y organización de las antiguas posesiones españolas de América y Oceanía. Imprenta de Manuel de Quiros, 1866 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  • Sociedad Geográfica de Lima: Boletín de la Sociedad Geográfica de Lima. Sociedad Geográfica de Lima., 1896 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche